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Pentax: Ja, lebt denn der alte Holzmichl noch?

Ob man nun die Marke Pentax oder das notleidende Spiegelreflexsegment insgesamt als metaphorischen Holzmichl anspricht: Die Vorstellung der Pentax K-3 Mark III als Ricohs neuem Flaggschiff in der APS-C-Klasse ist eine gute Nachricht.

Pentax: Ja, lebt denn der alte Holzmichl noch?
Für die K-3 Mark III gibt es auch einen Batteriehandgriff mit verdoppelten Bedienelementen für Aufnahmen im Hochformat. (Bild: Ricoh)

Wenn aktuelle Kameramarken aufgezählt werden, fällt Ricoh manchmal unter den Tisch. Dabei ist das Sortiment dieses Herstellers zwar übersichtlich, aber er ist breit aufgestellt: Neben den Pentax-Modellen im Kleinbild-, APS-C- und Mittelformatbereich (wobei die Mittelformat-DSLR 645Z allerdings schon etwas in die Jahre gekommen ist) gibt es die APS-C-Kompaktkamera GR III und die Theta-Modelle, die 360°-Panoramen aufnehmen.

In der letzten Zeit haben Ricoh-Vertreter keinen Zweifel daran gelassen, dass sie mit den Pentax-Kameras auch künftig allein auf die Spiegelreflexfans zielen werden. Da die spiegellosen Modelle die DSLRs schon vor einiger Zeit überrundet haben und die Verkaufszahlen in praktisch jedem Segment schwächeln, ist das eine mutige Entscheidung. Sie ist aber einerseits durchaus folgerichtig, da sich der Hersteller auf seine Stärken konzentrieren kann, statt den Mitbewerbern auf einem Gebiet hinterher zu hecheln, auf dem diese mehr Erfahrungen haben, und sie macht andererseits das eigene Angebot für jene Fotografen attraktiv, die sich von den verbliebenen DSLR-Modellen anderer Hersteller zunehmend weniger angesprochen fühlen.

Wenn eine Produktkategorie an Zuspruch verliert, setzt das oft einen sich selbst verstärkenden Prozess in Gang. Für den Hersteller ist es immer weniger darstellbar, weiter in einen schrumpfenden Geschäftsbereich zu investieren, und er wird seinen Etat für Forschung und Entwicklung eher im neuen Mainstream-Segment einsetzen. Es ist absehbar, dass sich die meisten Kamerahersteller im DSLR-Bereich einerseits noch auf ein oder zwei Spitzenmodelle konzentrieren werden, mit denen sie traditionsbewusste Profikunden bei der Stange halten, und andererseits auf die Billigschiene, die einen preisgünstigeren Einstieg als die spiegellosen Modelle bietet. Die Kameras der Mittelklasse, die für Amateurfotografen, Semiprofis uns selbst manche Profis am attraktivsten sind, werden auf der Strecke bleiben.

Ricohs schon vor längerer Zeit gegebene Absichtserklärung, ein neues Flaggschiff mit APS-C-Sensor zu entwickeln, lag daher quer zum Trend. Die Referenz für dieses Modell war das Kleinbildmodell K-1 Mark II, und Ricoh hatte offenbar nicht die Absicht, das neue Modell mit kleinem Sensor in anderer Hinsicht schlechter zu stellen. Die K-3 Mark III ist robust, witterungsgeschützt und für Temperaturen ab −10 °C spezifiziert, der Verschluss soll mindestens 300.000 Zyklen überstehen und ihr integrierter Bildstabilisator für fünf Achsen 45 mal längere Belichtungszeiten aus der Hand erlauben (entsprechend 5,5 EV). Der Spiegelreflexsucher hat eine Vergrößerung von 1,05x (umgerechnet knapp 0,7x) und kann sich gegenüber dem Sucher der größeren K-1 Mark II behaupten. Neu ist ein 8-Wege-Mini-Joystick, mit dem sich unter anderem die AF-Messfelder auswählen lassen, die nun ein breiteres Bildfeld abdecken. Der Belichtungsmesssensor ist farbempfindlich und kann zur Motivverfolgung genutzt werden. Zum Bildsensor selbst hat Ricoh nur bekanntgegeben, dass es ein BSI-CMOS-Sensor mit gut 25 Megapixeln ist, der nach bis zu 1,6 Millionen ISO belichtet werden kann. Vermutlich entspricht er dem von Sony produzierten Sensor aktueller Fuji-Modelle wie der X-T4 oder X-E4, nur dass er Farbfilter im Bayer- statt im X-Trans-Muster hat – und keine Phasendetektionspixel, da zur Phasendetektion ein dedizierter AF-Sensor dient. Der neue Hauptprozessor wird von einem weiteren Chip ergänzt, der wohl, ähnlich wie bei der K-1 Mark II, für eine Rauschunterdrückung in den Raw-Daten zuständig ist.

Pentax: Ja, lebt denn der alte Holzmichl noch?
Das 3,2-Zoll-Touchdisplay der K-3 Mark III ist fest eingebaut. (Bild: Ricoh)

Ganz ohne Kompromisse ging es aber nicht: Die K-3 Mark III besitzt kein integriertes GPS-Modul, weshalb der bewegliche Sensor nicht im Astro-Tracer-Modus genutzt werden kann, um den Sternenhimmel bei Langzeitbelichtungen ohne Strichspuren aufzunehmen. Die übrigen Funktionen wie den auflösungssteigernden Pixelshift-Modus, die Shift-Funktion zur Perspektivkorrektur, die gerade Ausrichtung des Horizonts und die Simulation eines Tiefpassfilters – der Sensor selbst hat keines – stehen dagegen auch bei diesem Modell zur Verfügung. Das 3,2-Zoll-Touchdisplay ist fest eingebaut – ein Zugeständnis an den Wunsch, die Tiefe des Gehäuses zu reduzieren. (Da eine DSLR so oder so nicht so flach wie eine spiegellose Kamera gebaut werden kann, hätte ich stattdessen eine größere Dicke akzeptiert und ein bewegliches Display eingebaut …)

In anderer Hinsicht zieht die K-3 Mark III an der K-1 Mark II vorbei, denn ihr Bildstabilisator ist effektiver, sie kann 4K- statt nur HD-Video aufnehmen, und sie ist noch weitgehender konfigurierbar. Das Konzept, mit einem Multifunktionsrad Zugriff auf verschiedene Einstellungen zu geben, haben die Entwickler erweitert: Der Fotograf kann nun fünf aus 22 Parametern wählen, die er oder sie mit dem Rad kontrollieren möchte. Ältere, rein manuelle Objektive mit K-Bajonett kann die Kamera jetzt auch im Modus Zeitautomatik vollständig (nämlich auch abgeblendet) nutzen, ohne dass man zu Tricks greifen müsste.

Die Parameter, die das Multifunktionsrad unten rechts steuert, lassen sich per Knopfdruck wählen. (Bild: Ricoh)

Ricohs Pentax-Modelle haben relativ lange Produktzyklen, aber es liegt auf der Hand, dass die K-1 als Nächstes für eine Runderneuerung ansteht. Die Pentax 645Z müsste durch ein zeitgemäßes 100-Megapixel-Modell abgelöst werden, doch wäre das auch mit der Neuentwicklung an die gestiegene Auflösung angepasster Objektive verbunden.

Die Pentax K-3 Mark III wird es trotz aller Vorzüge nicht leicht haben, denn zu einem Preis von rund 2000 Euro steht sie auch in Konkurrenz zum hauseigenen Vollformatmodell. Wer aber nach einer schnellen APS-C-DSLR mit umfangreicher Ausstattung sucht, sollte sich die neue K-3 einmal genauer anschauen, wenn sie Ende April 2021 in den Handel kommt.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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