Muss es immer Leica sein?
Die Produkte aus Wetzlar stehen bei Altglas-Fans hoch im Kurs. Das Summicron 50/2 ist eines der günstigeren Altgläser von Leica, um 200 bis 300 Euro wird das ehemalige Standard-Objektiv der Leica R-Kameras heute gehandelt. Mit etwas Glück findet sich für 200 Euro bereits ein Elmarit 135/2.8 der zweiten Generation. Einen guten Erhaltungszustand vorausgesetzt, erhält man dafür Spitzenprodukte deutscher Ingenieurskunst und beschwert die Kameratasche mit dem Elmarit um rund 700 Gramm.
Das war es dann auch mit Leica und günstig, bei zunehmender Lichtstärke oder abnehmender Brennweite werden heute noch vierstellige Beträge gefordert. Dafür kann man alternativ eine Menge anderes Altglas kaufen, sehr unterschiedliche Erfahrungen sammeln und viel Spaß haben. Will man dennoch einen der feinen Glasbausteine aus Wetzlar, ist Orientierung im Dschungel der Namensgebung nützlich.
Wegweiser im Leica-Universum
Um sich zurechtzufinden, helfen Kenntnisse der Nomenklatur. Bezeichnungen wie S6, S7 und (beispielsweise) E55 kennzeichnen den Filteranschluss. Bei den ersten beiden handelt es sich um spezielle Leica-Filterfassungen älterer Objektive. Mit dem E-Standardgewinde wurde Leica kompatibel zu handelsüblichen Filtern und Sonnenblenden. Alle Leica R-Objektive mit Lichtstärke F/2.8 hören auf den Namen Elmarit. Summicron bedeutet Lichtstärke F/2 und Summilux F/1.4. Von Leitz Canada gefertigte Exemplare sind mitunter etwas günstiger und gelten unter Fotografen als optisch gleichwertig.
Alte und neue Versionen
Die optische Rechnung vieler Objektive wurde im Laufe der Zeit überarbeitet und umgangssprachlich als alte und neue Version bezeichnet. Leica-Produkte sind vergleichsweise gut dokumentiert, Tabellen mit Seriennummern im Leica-Wiki ermöglichen eine vergleichsweise genaue Altersbestimmung. Zur Beurteilung des Erhaltungszustands liefert dieser Betrag die nötigen Informationen.
Leidliche Leica-Leidenschaft
Als mir ein erstklassig erhaltenes Leica Summicron 50/2 zum akzeptablen Preis angeboten wurde, konnte ich nicht länger widerstehen. Das Objektiv hatte bei Offenblende unbestreitbare Vorzüge und in der 100-Prozent-Ansicht am hochauflösenden PC-Monitor bestachen Details ab Blende F/2.8. Doch im Vergleich leistet das Olympus OM 50/1.8 Beachtliches und dies zu einem Bruchteil des Summicron-Preises. Vergleichbares gilt auch für das hier vorgestellte Auto Revuenon 55/1.4. Was mir bei allen drei Objektiven nicht gefällt, sind die sechseckigen Blendenflecken im Bokeh mit ausgeprägten Spitzlichtern, das allgemeine Leid von Automatik-Blenden mit wenigen Lamellen. Letztendlich habe ich mein Summicron 50/2 nach zwei Jahren leichten Herzens wieder verkauft – und bisher nicht bereut. Wer sich für Altglaspreise interessiert, wird hier fündig.